Damaso Tarneller Camp Blog – Teil5:
Mein erster Besuch in den USA hätte kein besseres Ende finden können. An der Seitenlinie bei einem NFL-Spiel. Und nicht irgendeinem Spiel, sondern der "Battle of the Bay". Die Oakland Raiders im Nachbarschaftsduell gegen die San Francisco 49ers. Zwei erbitterte Rivalen. Dass es ein Saisonvorbereitungsspiel war, war nicht zu spüren. Die Intensität, mit der beide Seiten das Spiel bestritten haben, war elektrisierend. Und die Fans standen wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft.
Wir hatten vor dem Kickoff die Chance, uns ein wenig umzuschauen. Also sind wir nach draußen auf den Parkplatz vorm Stadion gegangen. Dort stieg die größte Tailgate-Party, die ich je gesehen habe. Auto an Auto, Zelt an Zelt wurde gegrillt und Musik gehört. Die Stimmung war friedlich und die Raider Nation feierte gemeinsam mit den 49ers-Fans. Wir wurden einige Male angesprochen und die Leute mochten die Idee, dass ihre Oakland Raiders internationalen Coaches die Chance geben, bei den "Silver and Black" zu lernen.
Als wir zurück im Stadion waren, erlebten wir ein tolles Spiel, einen echten Krimi. Oakland legte los wie die Feuerwehr. Schon die erste Angriffsserie resultierte in einem Touchdown. Als Michael Bush sich in die Endzone tankte, riss es die Leute von den Sitzen. Es war so laut, dass ich mein eigenes Wort kaum noch verstehen konnte.
Dann gab es eine Schrecksekunde. Quarterback Jason Campbell wurde umgehauen und verletzte sich dabei. Für einige bange Minuten war es ruhig im Stadion. Doch als er wieder aufstand, beruhigten sich die Gemüter wieder. Sein Ersatzmann Bruce Gradkowski zündete anschließend ein wahres Feuerwerk. Vor allem sein 74-Yard Touchdown-Pass auf Louis Murphy war ein Kracher! Bei dem Spielzug konnte man richtig den Speed erkennen, der in der NFL vorherrscht.
Einmal hätte es uns beinahe erwischt. Bei einem Tackle flogen zwei Spieler ins Seiten-Aus. Mein Kumpel Magnus und ich konnten gerade noch ausweichen. Doch zwei Leute vom Fernsehen hatten da weniger Glück. Sie wurden voll umgerannt. Es ist nichts passiert. Aber die Szene wurde anschließend mehrfach im Fernsehen wiederholt.
Die 49ers drehten die Partie zwar noch kurz vor Schluss, aber das tat meiner guten Stimmung keinen Abbruch. Ich fand es einfach nur atemberaubend, dort stehen zu können. Es war eine tolle Erfahrung. Ich habe viel gesehen und gelernt und nehme Erinnerungen mit nach Hause, die für immer sind.
Ich danke den Oakland Raiders, all ihren Spielern, Coaches und Mitarbeitern für die tolle Unterstützung. Und danke an euch Fans, dass ihr meinen Blog gelesen habt.
Servus,
Euer Damaso.
Damaso Tarneller Camp Blog – Teil4:
Als ich gestern Abend im Hotel die Highlights der beiden Preseason-Spiele zwischen New England und St. Louis sowie Green Bay und Indianapolis gesehen habe, ist mir plötzlich klar geworden, was ich für ein Glückspilz ich eigentlich bin! Ich werde am Samstag selbst an der Seitenlinie bei einem NFL-Spiel stehen. Ich kann es kaum glauben und vor allem kaum noch abwarten. Direkt neben Spielern und Coaches, die Fans im Rücken. Das wird großartig.
Apropos Fans. Die haben mir heute schon einen guten Eindruck davon vermittelt, was uns morgen Abend im Oakland-Alameda County Coliseum erwarten wird. Denn heute war der Fan Day der Raiders, die "Raider Nation Celebration". Einmal im Jahr findet der statt und bringt Spieler und Fans so nah zusammen, wie es eben nur möglich ist.
Wir durften mit dem Team zum Frank Ogawa Plaza in der Innenstadt von Oakland fahren. Das war wirklich aufregend. Nun ist eine Busfahrt eigentlich nichts Besonderes. Es sei denn, man hat eine Polizeieskorte. Gleich mehrere Motorräder blockten Straßen für uns und sorgten für freie Fahrt. Daran könnte ich mich gewöhnen…
Als wir am Zielort ankamen, warteten dort bereits mehrere tausend Fans auf uns. Es war richtig was los. Und das war "nur" ein Fan Day. Es gab Infostände und man konnte sich mit den Raiderettes fotografieren lassen. Die Spieler schrieben ebenso wie ehemalige Stars der Raiders fleißig Autogramme und ließen sich geduldig mit ihren Anhängern ablichten.
Man hat gemerkt, dass den Raiders dieser Tag unheimlich wichtig ist. Den Fans sowieso. Es gab keinerlei Berührungsängste. Die Spieler waren super drauf und haben sich mit ihren Anhängern unterhalten. Und die Fans haben natürlich jede Chance genutzt, mit ihren Helden ein Pläuschchen zu halten.
Wir waren mittendrin und mussten einige Male erklären, wer wir sind, was wir hier tun und wo wir herkommen. Die Fans waren gut informiert. Einige haben sogar schon Spiele von uns im Internet gesehen und lesen regelmäßig unsere Blogs. Danke für die Unterstützung! Die brauchen unsere Jungs am Samstag sicher auch. Ich hoffe, es wird richtig laut, wenn die Raiders das Feld betreten und der Kickoff zum ersten Heimspiel der Saison erfolgt. Ich kann es kaum noch erwarten.
Servus,
Euer Damaso.
Damaso Tarneller Camp Blog – Teil3:
Am Donnerstag ging ich ein wenig schweren Herzens zum Training. Denn schließlich war es das letzte Training dieses Trainingscamps. Doch ich sollte schnell wieder ein Lachen auf dem Gesicht haben. Denn ich erhielt die Chance, bei einem Drill mit Quarterback Jason Campbell dabei zu sein.
Es war kurz nach dem Ende der Trainingseinheit. Ich stand bei den Medienvertretern und hörte zu, was Head Coach Tom Cable bei seiner letzten Pressekonferenz in Napa Valley zu sagen hatte. Ich drehte mich um und sah, wie Campbell gemeinsam mit Long Snapper Jon Condo und Offensive Line Coach Jim Michalczik einige Übungen durchführte.
Ich fackelte nicht lang und ging hin – eigentlich nur, um zuzuschauen. Da sprach mit Michalczik an, ob ich ihm helfen würde. Ich hielt also ein dickes Polster in den Händen und imitierte nach dem Snap einen Defensive Lineman.
Das war wirklich spannend und aufregend. Dabei habe ich auch immer ein Auge auf Campbell geworfen. Bei ihm sieht alles so mühelos aus, so einfach. Das beeindruckt mich wirklich. Ich denke, die Oakland Raiders werden mit ihm noch viel Spaß haben.
Nach dem Training hieß es Koffer packen und auschecken. Gemeinsam mit dem Team fuhren wir dann in einer Bus-Kolonne nach Oakland. Hier werden wir morgen das Abschlusstraining für das Spiel gegen San Francisco miterleben und auch bei der "Raider Nation Celebration", dem Fan Day der Oakland Raiders, dabei sein.
Servus,
Euer Damaso.
Damaso Tarneller Camp Blog – Teil2:
Ich hatte gestern meine 15 Minuten Ruhm. Nun, es waren nicht wirklich 15 Minuten. Doch ich war im Fernsehen – im US-Fernsehen. Einige lokale und regionale Medien haben sich für uns Gastcoaches interessiert und NBC hat eine Story über uns gedreht. Es war ungewohnt, da ich noch nie vor der Kamera gestanden hatte. Doch es hat auch Spaß gemacht. Die Leute von NBC haben es mir aber auch leicht gemacht und ganz simple Fragen gestellt. Ich denke, ich habe Österreich ganz gut vertreten.
Doch eigentlich bin ich ja nicht hier, um eine Fernseh-Persönlichkeit zu werden, sondern um Erfahrungen als Coach zu sammeln. Wir hatten mittlerweile zwei Mal die Chance, einem Special Teams Meeting beizuwohnen. Und überraschenderweise geht es dort teilweise ähnlich zu wie bei uns, wenn der Film angeschaut wird. Wenn jemand einen mörderischen Hit einstecken musste, wird da genauso gelacht wie das bei uns der Fall ist. Man merkt aber auch die Professionalität. Denn nach dem Spielzug sind alle wieder ernst und voll bei der Sache. Bei uns in Österreich dauert es manchmal schon einige Minuten, bis wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt ist.
Bei uns sind Special Teams Meetings meist sehr kurz. In der Zeit, in der hier eine Unit durchgegangen wird, haben wir schon die kompletten Special Teams durchgenommen. Wir haben einfach nicht die Zeit dafür, da wir nunmal keine Profis sind. Man sieht auch einige Dinge, die man besser machen könnte. Doch das ist nicht leicht, weil Footballer in Europa nicht die Veranlagungen und Erfahrungen haben, wie es hier der Fall ist.
Bei den Trainingseinheiten am Mittwoch habe ich eine gute Mischung hinbekommen und mir sowohl in der Offensive als auch in der Defensive eine Menge angeschaut. Sie haben am Nachmittag mit voller Montur trainiert. Doch der Unterschied zu den anderen Trainingseinheiten war nicht so riesig. Einzig an der Line ging es schon härter zur Sache. Das kann natürlich auch daran liegen, dass das Camp fast vorbei ist. Die Jungs sind schon seit einem Monat hier und müssen die Akkus erst einmal wieder aufladen.
Servus,
Euer Damaso.
Touchdown Oakland! Ich bin tatsächlich in Kalifornien. Es ist mein erster Besuch überhaupt in den USA. Ich war überwältigt davon, wie groß der Unterschied zwischen der NFL und Europa ist. Und damit meine ich gar nicht das Training und das Können der Spieler. Ich rede allein von dem ganzen Gelände hier. In Europa ist man froh, wenn man ein Trainingscamp auf die Beine gestellt bekommt. Und dann fährt man in ein kleines Hotel in einem ebenso kleinen Nest. Hier wird man mit der Stretchlimousine chauffiert und steigt plötzlich vor einem 5-Sterne-Hotel aus.
Dann haben wir die große Tour übers Gelände bekommen: Trainingsplatz, Kraftraum, der gar keiner ist, weil hier dank der sommerlichen Temperaturen im Freien Gewichte gestemmt werden, Umkleideräume, Regenerationsbereich und so weiter. Dafür gibt es eigentlich nur ein Wort: riesig. Das ist gar nicht zu vergleichen mit unserem Trainingsplatz. Auch die Gewichte, die hier rumliegen, sind unglaublich.
Die ersten beiden Trainingseinheiten, die wir miterleben durften, waren Walk-Throughs. Da kann man meiner Meinung nach am meisten von mitnehmen, da das Tempo einfach langsamer ist. Es wird halt nur halbe Kraft gefahren. Da sieht man besser, wie die Abläufe sind. Das ist wichtig.
Beim Nachmittagstraining ging es dann richtig zur Sache. Und am meisten hat mich dabei der Speed beeindruckt. Der Unterschied zu Europa ist immens. Dabei sind es die Spieler relativ locker angegangen. Heute waren hier mehr als 40 Grad Celsius. Da kam ich nur vom Rumstehen ins Schwitzen. Mit einem Helm auf hätte ich das sicher keine zwei Stunden ausgehalten. Insofern ist es nachvollziehbar, dass die Jungs ein wenig auf die Bremse getreten sind.
Mein Augenmerk galt bislang vor allem der Offensive, insbesondere den Quarterbacks. Denn ich spiele diese Position ja auch und hoffe, mir hier einiges abschauen zu können. Die Raiders haben ja fünf Quarterbacks. Zwischen den beiden Top-Leuten Jason Campbell und Bruce Gradkowski ist der Unterschied meiner Meinung nach nicht so groß – außer vielleicht der Größenunterschied. Gradkowski ist in etwa so groß wie ich. Und bei Campbell fangen die Hüften erst da an, wo bei mir schon der Kopf ist. Ein echter Riese. Das sah bei beiden alles so locker aus.
Zum Abschluss dieser Kolumne möchte ich noch erwähnen, wie entspannt und freundlich die Leute der Oakland Raiders sind. Sie grüßen einen und fragen gleich, für welches Team man arbeitet. Auch Head Coach Tom Cable ist wirklich unheimlich offen und locker mit uns umgegangen. Das ist wirklich klasse und ich freue mich auf die kommenden Tage.
Servus,
Euer Damaso.